Ich liebe Musik und es fasziniert mich, wie aus Material und Form Klang entsteht.
Mein Weg führte mich von Erfurt nach Hallstatt und Wien, nach Venedig/ Padua und weiter nach Berlin. Hier lebe ich seit 2011 und betreibe meine Werkstatt.
Mein Wunsch Instrumentenbauerin zu werden wurde geboren in den alten Gemäuern der ehemaligen Wirtschaftsgebäude eines verschütteten thüringischen Schlosses bei Jena. Hier wohnten meine Freund*innen, die sich unzählige Handwerkstechniken aneigneten, um einen irischen Turm zu restaurieren. Und hier hörte ich zum ersten Mal die Klänge der Alten Musik: Barock, Renaissance, Mittelalter. War es Julian Bream, der mich mit John Dowland in den Bann zog oder Jordi Savall mit seinem Album Hesperion?
So tief berührt von der Musik war ich nie und ich wollte etwas mit diesen wundervollen Instrumenten machen, in ihrer Nähe sein und zum Zauber dieser Klänge beitragen. Viola da Gamba, Laute, Theorbe, Barockgitarre, Fideln und Zistern… sie faszinierten mich und ich suchte nach einer Schule wo ich lernen konnte genau diese Instrumente zu bauen und wurde fündig in Hallstatt, dem Weltkulturerbeort im Salzkammergut, Österreich.
Vier Jahre lernte ich inmitten hoher Bergen am eiskalten See. Dunkel war es dort in den Wintermonaten, denn die Sonne schaffte es nicht über die Kuppen und ich war der Natur und ihren Gewalten näher als sonst. Ich lernte nicht nur Instrumente zu bauen, denn viel Zeit verbrachte ich in den dicken sicheren Mauern des alten Hofbräuhauses, wo der legendäre Arnold Lobisser, Künstler, Sammler und großartiger Handwerker, seine verwunschene Werkstatt hat. Ich wurde ganz nebenbei seine Schülerin und lernte barocke Türen zu bauen, antike Möbel zu restaurieren, Eisenbleche zu barocken Türbeschlägen zu schmieden…
Wir schauten an kalten Winterabenden am großen Kachelofen zusammen Bildbände über Handwerkskunst an und Arnold Lobisser wusste immer sehr sicher zu sagen welches Werk „Kraft hat“ und welches nur Blendwerk sei. Ich hörte dort die „alten Mütterchen“ mehrstimmig zur Tischzitter singen, war schließlich selbst Teil einer starken Frauenband und traf noch allerhand einzigartige manchmal höchst skurrile Menschen in dieser Werkstatt.
All diese starken Bilder, Dunkelheit und Feuer, die Jahreszeiten in den Bergen, dicke Steinmauern, die Bedeutung des Holzes für die Menschen, die Kraft und Magie der Hände, die Klänge aus anderen Zeiten trage ich in mir und hab sie bis hierher über all die nachfolgenden Stationen, schließlich in die „hippe“ laute Stadt Berlin herüber geschafft.
Hier kommen sie nun zu mir, die Geigen, Celli, Viola da Gambas, Ouds, Nyckelharpas und viele mehr. Ich habe sie in meinen Händen, repariere oder optimiere sie und trage dazu bei, dass ihre Besitzer*innen, die Musiker*innen sie zum Klingen bringen können.
Neben der Zufriedenheit und den leuchtenden Augen der Musiker*innen, deren Instrumente nun wieder klingen, ist es für mich genau so wichtig ein völlig neues Instrument von Anfang bis Ende selber zu bauen.
Vita
Im Juni 2008 habe ich meine 4-jährige Ausbildung zur Streich- und Saiteninstrumenten-Erzeugerin in Hallstatt/ Österreich mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen.
Seit dem 10. Lebensjahr spiele ich Gitarre, später kamen Violoncello und Geige hinzu.
Deshalb habe ich bewusst die Fachschule in Österreich gewählt, in der man ein breites Spektrum an Musikinstrumenten kennen und bauen lernt und damit verbunden zahlreiche Arbeitstechniken ausprobiert.
Vor, während und nach der Ausbildung habe ich verschiedene Praktika gemacht beziehungsweise gearbeitet bei folgenden Geigenbauer*innen:
2012 Wolf Settgast, Berlin
2011/2012 Peter Volkmer, Potsdam
2010 Giovanni Lazzaro, Padua/ Italien
2010 Janine Wildhage & Christophe Landon, Berlin
2010 Thomas Schiegnitz, Berlin
2008/2009 Hagen Schiffler, Laufen a. d. Salzach
2008 Herbert Rahs, Freiburg
2008 Wilfried Ramseier, Philharmonie Wien
2007 Martin Rainer, Wien
2006 Matthias Bölli und Jacob Münzberg, Wien
2004 Matthias Misch, Erfurt